Die Digitalisierung wird diverse Berufsfelder pulverisieren. Der Taxi-Service Uber wird in Kombination mit den selbstfahrenden Autos das Ende der Taxifahrer sein, Self-Scan-Kassen das der Kassierer, Spracherkennung wird grosse Callcenter in kleine Computerkisten schrumpfen lassen. Bald ist die Finanzwirtschaft dran, dann die Auto- und Uhrenhersteller. Alles, was sich erfassen und strukturieren lässt, wird auf kurz oder lang von Google & Co. erledigt.
Die in den 1980er Jahren begonnene Verbetriebswirtschaftung unserer Welt bahnte dieser Entwicklung bereits den Weg. Damals machten sich Berater, sekundiert von Heerscharen von Betriebswirtschaftern, ans Werk, durchforsteten die Betriebe nach „Leerläufen“ und hackten das „angefutterte Fett“ mit dem Schlachtermesser ab, sie erreichten durch die Optimierung von Arbeitsabläufen teils grosse Kosteneinsparungen, die Rendite stieg nicht selten um zweistellige Prozentzahlen.
Ein Effekt der Anhebung der Arbeitsleistung war auch das Wegfallen der vermeintlichen ungenutzten Zeitpuffer, die es dazumal erlaubten, auch zu Spitzenzeiten noch immer effizient, zuverlässig und mit hoher Qualität zu arbeiten. Ein fataler Fehler; die Arbeiter/Angestellten wurden zunehmend gestresst. Die vermeintlich optimierten Ansprüche an die Mitarbeiter liessen diese dauernd im „roten Bereich“ drehen, auf Dauer geht das nicht gut. Streess Hektik, Ungenauigkeit, Schummeleien, Überwachung, Unsicherheit, Duckmäusertum. Das Gütesiegel „Made in Germany“ verblasste. Der schlaue Gunter Dueck lässt sich in seinem unbedingt lesenswerten Buch „Schwarmdummheit“ ausgiebig dazu aus.
An die Verbetriebswirtschaftung der Arbeitswelt schloss sich fast nahtlos deren Digitalisierung an, auch sie steigerte unter dem Strich die Effizienz der Arbeit, doch wurde nicht die Arbeit weniger, nein, sie wurde anders und die digitale Rendite sorgte für weiteres Wachstum im 2-stelligen Prozentbereich, nur die Kohle strichen sich andere ein.
Nach aussen blieb die Rendite gleich hoch, die Verbetriebswirtschaftung kam an ihre Grenzen, brachte kaum noch etwas, doch das fing die Digitalisierung auf; sie generierte grosse Kosteneinsparungen wie Effizienzsteigerungen bei den Arbeitskräften. Dazu kam u.a. noch die Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer, alles zusammen bescherte den Firmen weiterhin hohe Gewinnzuwächse, oftmals 2-stellig. Business as usual.
An diesen märchenhaften Zuwachs haben sich die Konzerne und ihre Aktionäre gewöhnt, daran haben sich die operativen Mitarbeiter heute zu messen. Das Problem ist nur, dass diese Gewinnsteigerungen über Jahre hinweg einfach unrealistisch sind. Jedes Jahr +10%, wer ist Mathematiker genug, den unsinn zu erkennen?
Die Produktivitätssteigerung hat ihre Grenzen, das Auslagern der Produktion in Billiglohnländer macht nur bedingt Sinn, z.B. so lange, wie die Lohnkosten dort nicht ansteigen. Wer vermeintlich aufgeblähten Arbeitsstrukturen das Fett abschneidet, muss irgendwann aufhören, sonst schneidet er sich ins eigene Fleisch. Zudem geht es ganz ohne Fett nun auch nicht, ist dieses Fett doch auch Reserve für „harte“ Zeiten.
Die Luft für die Gewinnsteigerung in den Betrieben wird zunehmend dünner, Mitarbeiter und Arbeitsabläufe wurden bereits optimiert, viele Mitarbeiter sind schon „ausgeweidet“. Wo früher einst blühende Unternehmenskulturen leuchteten, findet sich heute nur noch eine karge Steppe.
Doch auch die Digitalisierung allein bringt nicht mehr zwingend die grosse Rendite, verlangt sie doch Innovationskraft, nur ist diese Kraft zum Neuen oftmals schon den Sparübungen, Optimierungen, Synergieeffekten etc. still und leise zum Opfer gefallen. Schliesslich hangeln sich die grossen Konzerne nur noch von einem Quartalsergebnis zum nächsten, mehr Umsatz, mehr Gewinn.
Während in den letzten Jahren der Bedarf an Arbeitskraft insgesamt rückläufig ist, erhöhte die Politik die Arbeitskosten, belastete die Arbeitnehmer freudig mit höheren Steuern, sei es der Soli, die Mehrwertsteuer oder einfach höhere Beteiligungen an Arztbesuche etc. pp. für weniger Leistungen. Schulkosten (ich als Vater von drei Kindern, werde heute ständig für jede Menge Zeugs ganz selbstverständlich herangezogen, Hilfe zur Selbsthilfe, Spende hier, Unkostenbeitrag da…, von Arhztbesuchen ganz zu schweigen. Wann soll ich denn das Geld verdienen? Damit ich die massiven Steuern zahlen kann? Vielleicht kann ich irgendwann dann auch mal Rechnung stellen nach meinem Gusto ;-)? Wo kann ich das?
Unter dem Strich resultiert in den vergangenen Jahrzehnten eine deutliche steuerliche Mehrbelastung des Einzelnen/der Familien, dazu kam die Schaffung eines Riesenheeres von Billiglöhnern. Die Schere zwischen Arm und Reich ging ganz gewaltig auseinander, die „working poor“ kamen auf; Menschen, die trotz Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.
Arbeitende wurden belastet, Vermögende entlastet. Constantin Seibt, ein grosser unserer Journalisten-Zunft, plädierte im Tagesanzeiger/Zürich für die Erbschaftssteuer und befasst sich mit der Zukunft unserer Gesellschaft. Die Besteuerung von Erbschaften ist nur ein kleiner Schritt zu einer ausgeglicheneren Gesellschaft.
Und weil ich das hier zum Ende bringen will:
Die Steuern der Zukunft
Ruedi Widmer
Danke, Ruedi Widmer