Kategorie: Historie
Abt. Klare Kante
Genau, recht hat er!
Ivo Scherrer schreibt in der Zeit über den Versuch der Rechtspopulisten, ihre Gegner von der Operation Libero mit antisemitischen Verschwörungstheorien zu diffamieren. Mama Mia, was sind das für Heinis.
Danke, Ivo Scherrer.
John Perry Barlow ist tot. Er starb im Alter von 70 Jahren in den USA. In der „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“ kritisierte er bereits 1996 staatliche Kontrolle.
Und hier noch der Nachruf auf SRF:
Abt. Wendezeit – Ein Film für zwischen den Jahren
Aus dem Film:
„Amerikanische Wähler wollen Führer, die dümmer sind als sie selbst. Sie denken, das diese weniger Unheil anrichten als sie selbst. Das ist eine kostspielige Form des Zynismus.“
Als ich diesen Film sah, über 25 Jahren nach seinem Erscheinen, fragte ich mich, warum werden eigentlich Jahr für Jahr Unmengen von Filmen gedreht? Was wollen wir damit? Es gibt doch schon so viele gute Filme, von denen viele Leute – also zumindest ich – nur einen Bruchteil gesehen habe, und dass, obwohl ich schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dieser Welt bin.
Ok. Nein! Macht nur weiter Filme und macht es gut!
Das Buch Wendezeit von Fritjof Capra, auf dem dieser Spielfilm basiert, habe ich vor über 30 Jahren gelesen, und ehrlich gesagt, habe ich es damals nur teilweise verstanden.
Capra schrieb über Quantenphysik. Keine leichte Kost. Zum Glück kam noch dieser Film zustande, er ist zwar ebenfalls anspruchsvoll, aber immer noch eingängiger als das Buch.
Der Film ist mit Liv Ullmann hochklassig besetzt und ich würde ihn zu den zeitlosen Filmen zählen. Lange war er gar nicht zu sehen, Kopien seien verschollen usw.
Dank Youtube können wir ihn heute noch im Netz sehen. Merci dafür, und los geht’s:
#Lesetipp Heimat
Gastkommentar von Walter Leimgruber zum Thema Heimat in der „Alten Tante“ NZZ.
Leimgruber, Prof. für Kulturwissenschaft an der Uni Basel und Präsident der Eidg. Migrationskommission beginnt seine Ausführungen mit:
Globalisierung weckt Sehnsucht nach Heimat. Vorwärts in ein Idyll aus der Vergangenheit ist aber kein Weg, sozialer Wandel lässt sich nicht aufhalten.
und schliesst mit:
Wir müssen unsere Gesellschaft so bauen, dass sie möglichst vielen Menschen Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit gibt. Denn Heimat ist nicht vergangene Idylle, sondern Utopie, Zuversicht für die Zukunft.
Abt. Filmtipp Sugarman, Rodriguez
Sugarman, die Geschichte des Singers & Songwirters aus Detroit/USA, der, „Der Prophet im eigenen Land“-mässig in Südafrika unwissentlich Karriere gemacht hat, während er in Detroit als hart arbeitender Malocher seine Penunsen verdiente, seine Geschichte ist rührend und ergreifend.
Wer den Film verpasst hat, noch ist er in der ARD-Mediathek.
Der Filmtipp „Rodriguez“ kam übrigens von einem nach Basel ausgewanderten Bremer Musiker.
Ich muss erklären, waum mich die Geschichte besonders berührt: Der Südwestfunk resp. die ARD drehte Ende der 1980er ein Portrait über mich, weil ich mich als Jugendlicher engagierte, u.a. gegen Apartheid, namentlich der in Südafrika. Der Film war eigentlich im Kasten, aber wurde so von den Verantwortlichen beim Südwestfunk nicht abgenommen; ich musste meine Aussagen nochmals aufsagen, aber eben entschärft. Dass das Zensur ist, wurde mir als damaliger Teenie erst später bewusst. Lustig naja, weil Deutsch-Südwest der Name der Kolonie war, die später Namibia hiess und ebf. von Apartheid-Lölis regiert wurde. Und die Musik von Rodriguez war in Anti-Apartheidkreisen sehr beliebt.
#Trump=Drumpf Die Wahrheit über Trump
John Oliver, the one and only, nein. sorry, der aktuell beste US-Journalist, nimmt Donald J. Trump auseinander, klärt dabei über Donald Drumpf auf:
Und hier gibts die Chrome-Extension:
And actually it works:
#Dividende – divide et impere
Dieses Gebäude vom Logistikkonzern Kühne + Nagel in zentraler Lage in Bremens City weicht demnächst einem „repräsentativen“ Neubau, will heissen, alles wird deutlich grösser. Die Stadt hat dem milliardenschweren Schweizer Konzern für den Neubau auch gleich noch das Gelände von 971 qm bis hin zur Brücke, im Bild quasi der Vorhof, für knapp 1 Mio statt der marktüblichen 3 Mio EUR überlassen. Warum die Stadt 2 Mio EUR Preisnachlass gab, erklärt sie Radio Bremen so: Schliesslich sei das Gelände noch nicht „baulastenfrei“ erschlossen, es könnten ja „noch Blindgänger“ gefunden werden und „gleichzeitig muss“, weil K+N das Gebäude auf resp. über die Strasse hinaus bauen will, „der Strassenverlauf umgebaut werden“ muss, was auf Kosten von K+N geht, der Grundstückspreis senkt. Hmm… Aha. Wer ein Grundstück kauft, bis auf den letzten Meter zubaut und so die Verlegung der bestehenden öffentlichen Wege erzwingt, bekommt Preisnachlass? Naja. So erklärt Stadtvertreter Tittmann/Bauressort den Preisnachlass von 2 Mio EUR vor laufender Kamera. Hat Tittmann schon ein Date zum z’Mittag auf der nicht öffentlichen Dachterrasse bekommen? Oder hat er es nicht so gemeint? Egal, gesagt hat er es so. Wenn dann noch Senatsbaudirektorin Iris Reuther den Neubau beschreibt und was von „klarer hanseatischer Form“, die „einfach auch Understatement dokumentiert“ erzählt; welche Drogen nehmen die?
Man muss dazu wissen, dass in Bremen eigentlich niemand sorecht weiss, was nun eigentlich hanseatisch sein soll, aber alle glauben dran und wenn einem nix mehr einfällt, kommt als letztes der Verweis auf irgendwas mit „hanseatisch“. Ein herrliches Totschlag-Argument. „Die Fassade dem hellen Wesersandstein angelehnt“, säuselt der Radio Bremen-Sprecher aus dem Off. Dieser ominöse „Wesersandstein“ sieht übrigens etwa so aus wie Beton, ergab die Schnellrecherche auf Google.
Apropos ausserdem: Man muss wissen, das ich bekennender Neubau-Fan bin, also prinzipiell dem Neubau gegenüber aufgeschlossen. Andererseits muss man auch wissen, dass ich das bischen Intelligenz, mit dem mich die Natur ausgestattet hat oder, je nach Sichtweise, dass ich mir mühsam angeeignet habe, so oder so nur ungern beleidigen lasse.
Jedenfalls: Als ob das Geplaudere der Stadtvertreter noch nicht genug wäre: Firmenvertreter Uwe Bielang grinst in die Kamera des TV-Regionaljournals „buten und binnen“: „sehr modern, schick und auch sehr funktional, was dann passieren wird“ und er zeigt sich mit der Lösung „sehr, sehr zufrieden“. Übersetzt von Firmensprech in Normaldeutsch: Wir haben mehr durchgesetzt, als wir uns erhofft hatten.
Der Neubau hat 11 Geschosse, 5m höher als bisher, bekommt Konferenzräume und eine „nicht öffentlich zugängliche Dachterrasse“, 26 Mio EUR Investition von K+N. Kurze Info: Reingewinn K+N 2015: 676 Mio CHF, satte 600 Mio EUR.
Auch der Neubau soll den Namen „Alfred-Kühne-Haus“ tragen.
1969 verlegte Kühne + Nagel den Firmensitz wegen der günstigeren Steuern und Abgaben in die Schweiz. Klaus-Michael Kühne war damals 32 Jahre jung, führte die Spedition aber bereits seit sechs Jahren.
Noch heute residiert der Konzern in Feusisberg/Schindellegi und das Geschäft wirft immer noch ordentlich Geld ab. Allein 2015 kassierte die Familienstiftung von Klaus-Michael Kühne/79 eine Dividende von 268 Mio CHF und gehört damit zu den Dividendenkönigen der Schweiz. Sein Vermögen liegt gemäss Forbes bei 11,2 Mrd USD.
In der Schweiz fand er sein wahres Glück, zumindest wenn man den Slogan der von ihm und seinen Eltern dort 1976 gegründeten Stiftung liest: „Das wahre Glück ist Gutes zu tun.“
Den Grundstein für den Logistikkonzern legte Klaus-Michaels Grossvater August Kühne am 1. Juli 1890 mit seinem damaligen Kompagnon Friedrich Nagel in Bremen. Erstes Transportmittel der Bremer Spedition war ein gemieteter Einspänner. Es lief rund, die Spedition expandiert, ist erfolgreich in den norddeutschen Häfen. Als Kompagnon Nagel 1907 stirbt, wird August Kühne Alleininhaber.
1928 übernimmt Augusts Sohn Alfred Kühne das Steuer und treibt die Expansion weiter voran. Kühnes Teilhaber Adolf Maass baute die Hamburger Niederlassung auf und hielt daran bis 1933 einen Anteil von 45%. Er wurde wie alle anderen Juden bei Kühne & Nagel während der Nazizeit aus der Firma gedrängt. Die genauen Umstände sind bis heute nicht geklärt, Maass verliess den Konzern ohne Abfindung. Kühne trat in die NSDAP ein und avancierte zum „nationalsozialistischen Musterbetrieb“. Er transportierte geplündertes jüdisches Eigentum aus besetzten Ländern heim ins Reich. Die Nazis liessen bis August 1944 über 1 Mio Kubikmeter Möbel aus 65’500 Wohnungen nach Deutschland transportieren. Möbel die vorher in den Wohnungen von Juden in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Luxemburg standen. Sie wurden enteignet. K&N war Hauptspediteur der Nazis. Adolf Maass wird 1944 in Auschwitz ermordet.
Aufgearbeitet hat der Konzern seine Nazivergangenheit nie wirklich. Mal hiess es, das Firmenarchiv sei 1944 verbrannt, mal wurde die Festschrift zum 125. Jubiläum in so einer Mini-Auflage gedruckt, so dass sie nie breit „gewürdigt“ werden konnte.
Müsste Kühne + Nagel seine Brötchen beim breiten Publikum verdienen , wie z.B. Ikea oder McDonalds, hätte die Teppichetage schon lange einen Historikerausschuss eingesetzt, der die Firmengeschichte ausleuchtet und eine für die Gesellschaft passable Version aufgestellt hätte. K+N geschäftet aber nur mit anderen Geschäftsleuten, mit seinesgleichen. Und da gelten eigene Regeln.
Kühne „optimierte“ nicht nur die Geldflüsse in seinem Konzern dank dem steuergünstigen Kanton Schwyz, sondern „engagiert“ sich auch in der Schweiz, wo er seine Macht ebenfalls wieder für sich und seinesgleichen nutzt und als alter Mann immer noch droht, z.B. bei Annahme der 1:12-Initiative zur Begrenzung der Managerlöhne mit einem Wegzug seines Konzerns. K+N demonstrierte diese ganz eigene Sicht der Dinge auch in Bremen. wo Kühne noch heute gerne seine Muskeln spielen lässt, sei es im Streit um Gigaliner oder Neubauten von Firmensitzen mitten in der Altstadt, dem touristischen Zentrum der Stadt:
Es soll also am Zugang zur Altstadt gebaut werden, an einer städtebaulich sensiblen Stelle, die zur Pufferzone rund um die Unesco-Welterbestätte Rathaus und Roland gehört. Entsprechend hoch war das Interesse von Baubehörde und Denkmalpflege, auf die Gestaltung des Gebäudekomplexes einzuwirken. Doch Firmenpatriarch Klaus-Michael Kühne selbst stellte bei Vorgesprächen im Rathaus klar, dass für ihn ein Architektenwettbewerb unter städtischer Ägide nicht infrage komme. „Er zog sich auf den Standpunkt zurück, dass es für diese Forderung keine gesetzliche Grundlage gebe. Punkt, aus, fertig“, erinnert sich ein Teilnehmer der Runden.
Dass der Tourismus für die Stadt Bremen eine ausserordentliche wirtschaftliche Bedeutung hat und ein positives Image der Stadt in die Welt trägt, interessiert diese Entscheider herzlich wenig. Das Bild von der Öffentlichkeit Bremens, das Kühne + Nagel dagegen in die Welt hinausträgt, ist das eines in Bremen zwar verwurzelten Konzerns, der aber die Schwächen der Gesellschaft knallhart ausnutzt. Einmal mehr stellt sich die Frage, wie man mit dieser Parallelgesellschaft umgeht, die sich schon lange von der Öffentlichkeit abgekoppelt hat und nur ihren eigenen Regeln und Gesetzen folgt. Patrons mit prall gefüllten Geldspeichern foutieren sich schnell mal um die Belange der anderen. Wer zahlt, befiehlt. Und wer keine rechte Lobby hat, wie offenbar die Touristiker, der zieht halt den Kürzeren.
Wie war nochmal der Claim der Kühne-Stiftung?
„Das wahre Glück ist Gutes zu tun.“
Der Umsatz von Kühne+Nagel/SZ Logistik sank 2015 um 4,4% auf 16,73 Mrd CHF.
Bruttogewinn 6,25 Mrd CHF -0,6%
Reingewinn 676 Mio CHF +6,8%— 468 (@468) March 2, 2016
#Lesetipp2 Europäer aller Länder, vereinigt euch!
Evelyn Roll plädiert in ihrem Essay in der Süddeutschen Zeitung für einen Neuanfang, für eine europäische Partei, für eine enge Vernetzung der Europafreunde, der Aufgeklärten und Fortschrittlichen. Und sie erinnert daran, dass die vermeintlich sicher geglaubten Werte Europas immer wieder neu erkämpft, verteidigt und weiter entwickelt werden müssen.
Europäer aller Länder, vereinigt euch!
#Lesetipp1
Malte Henk und Henning Sußebach zeichnen in der Zeit die Geschichte von den in alle Welt geflohenen Bewohnern eines syrischen Dorfes nach. Wirklich lesenswert.
#SchnellbleicheVorwahlenUSA
Wichtig: Die Vorwahl von Iowa ist in aller Munde. Doch die Lüjenpresse ist wieder mal nicht in der Lage, Ross und Reiter zu nennen: Nordis.ch hilft und here we go: 001 319 lautet die Vorwahl von Iowa. Bitteschön!
Mehr zu den Vorwahlen:
Während sich Länder wie Deutschland oder die Schweiz mit 0049, 0041 oder ähnlichen Monsterzahlen zufrieden geben müssen, glänzen die USA mit der Landesvorwahl – wie kann es anders sein – 001 resp. +1
Im Landesinnern teilt man sich als Vorwahl einen dreistelligen Nummernblock, beginnend mit den Ziffern 2-9, gefolgt von einem dreistelligen Präfix und einem 4-stelligen Suffix. Bis in die 80er konnte man noch anhand des Präfix‘ eine Nummer einem bestimmten Ort zuweisen, mittlerweile ist alles kunterbunt gemischt, auch die Mobilfunknummern sind vom Festnetz nicht wriklich zu unterscheiden. Dennoch hat z.b. Iowa nach wie vor eine eigene Vorwahl.
#AntiSpamFrage des Tages
Wer den Text im Schweizer IT-Magazin über die „Top 10 der Reklamationsverursacher 2015“ kommentieren will, muss ganz besonders clever sein, weil die zuvor zu beantwortende Anti-Spam-Frage eher das Zeug zur Fantastillionen-Frage bei „Wer wird Millionär“ hätte, als dass sie als ganz banale Anti-Spam-Frage durchginge:
Bremen spielt in dem Märchen nämlich lediglich die Rolle des glücksverheissenden Fluchtziels. Weder spielt die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten in Bremen selber, noch zogen die Tiere von dort los. Vielmehr sind die vier Hungerleider Esel, Hund, Katze und Hahn aus einer nicht näher bezeichneten Gegend losgezogen, um in Bremen ein besseres Leben zu finden. Auf ihrem Weg nach Bremen fanden sie aber ein ganz anderes passables Plätzchen, ebenfalls namenlos. Dort liessen sie sich dann auch nieder. Und wenn sie nicht gestorben sind…
Die unbekannten Spam-Fragensteller jedenfalls machen mit unserer Reklamation einen Platz gut im Ranking der Reklamationsverursacher 2016.
#AchtungDurchsageLauscherAufstellen
Der nimmermüde Gunter Dueck redet sich ja schon seit Jahren den Mund fusselig, hat allermeistens mit seinen Prognosen und Analysen recht, aber scheinbar kommt die Message bei den meisten nicht im Zentrum an. Deswegen, hier mal wieder was für die Meta-Ebene.
– Digitlisierung verändert unser Leben, unsere Arbeit usw. grundlegend
– Automobilindustrie ist am Ende
– wir brauchen andere Skills
– Europa ist zu langsam
Aber höret und sehet selber:
Der Erfolgsautor Gunter Dueck hat übrigens auch seine monatliche Kolumne „Daily Dueck„, die man nicht nur lesen soll, sondern auch abonnieren kann.
Aus dem heutigen DD auch der Spruch des Tages:
Wenn die große Flut kommt, baue Schiffe und nicht Deiche.
Und hier noch ein Duecksches Highlight: