Kategorie: Armut
Abt. Steuerhinterziehung
Der Bundesrechnungshof stellte heute seinen Jahresbericht vor. U.a. ging es um Steuerbetrug, um 11 Mrd EUR die dank der Schwarzgeld-CDs für 2010-2016 eingenommen wurden. Es ging aber auch darum, dass die Finanzämter den Steuerhinterziehern eine Mrd EUR an Zinsen allein im Einkommenssteuerbereich erlassen haben. Grund sei, dass die Berechnung der geschuldeten Zinsen „sehr kompliziert, zeitaufwendig und fehleranfällig“ (sic) ist. Ach so. Was die Finanzämter selber dem Ottonormal zumuten, ist ja schon oftmals anspruchsvoll. Da wundert man sich, dass die gutbezahlten Profis gleich die Waffen strecken, wenn sie selber eine kompliziertere Aufgabe in ihrem Fachbereich zu lösen haben. Das gilt natürlich nicht für alle: Einige Finanzämter haben offenbar bereits eine eigene IT-Lösung zur Berechnung der Steuern geschaffen.
Aber lassen wir für einmal Zitate sprechen:
Der Bundesrechungshof informiert:
Hohe Einnahmeausfälle
Allein die von den Finanzämtern ausgewerteten Selbstanzeigen des Zeitraums von 2010 bis 2016 mit Bezug zur Schweiz führten zu Steuermehreinnahmenvon rund 6 Mrd. Euro. Im selben Zeitraum erzielten die Steuerfahndungsdienste der Länder Steuermehreinnahmen aus hinterzogener Einkommensteuer von annähernd 5 Mrd. Euro. Nach den Feststellungen des Bundesrechnungshofes betragen die Hinterziehungszinsen auf Einkommensteuer-Vorauszahlungen in der Regel 8 bis 10 % der insgesamt hinterzogenen Einkommensteuer sowie des Solidaritätszuschlags je Steuerfall. So dürften dem Fiskus seit dem Jahr 2010 allein im Bereich der Einkommensteuer Zinsen in Höhe von hochgerechnet 1 Mrd. Euro entgangen sein.
und weiter, was macht Seehofers Herrenstube BMF?
Das BMF hat angekündigt, die Empfehlung des Bundesrechnungshofes aufzugreifen und die Grundlagen für die Zinsberechnung im Anwendungserlass zur Abgabenordnung eindeutig zu regeln. Die geforderte IT-Lösung hat das BMF ebenfalls als wünschenswert erachtet. Es hat jedoch darauf hingewiesen, dass deren Entwicklung aufwendig sei. Zu berücksichtigen sei auch, dass vorher noch zahlreiche andere IT-Verfahren fertiggestellt werden müssten, die hoch prioritär seien. Aus diesem Grund will das BMF zunächst abwarten, inwieweit die angekündigte Klarstellung die Festsetzung von Hinterziehungszinsen auf Steuervorauszahlungen verbessert.
und was meinen die Prüfer dazu?
Der Bundesrechnungshof begrüßt die angekündigten Regelungen zur Berechnung der Hinterziehungszinsen auf hinterzogene Vorauszahlungen. Er hält dies jedoch für nicht ausreichend. Ohne eine maschinelle Unterstützung der Zinsfestsetzung befürchtet er, dass die Finanzämter weiterhin Hinterziehungszinsen auf hinterzogene Vorauszahlungen nicht oder falsch festsetzen werden. Die Folge wären weitere Einnahmeausfälle zugunsten der Steuerhinterzieher. Das BMF ist weiterhin aufgefordert, bei den Ländern auf eine schnellstmögliche IT-Unterstützung bei der Zinsfestsetzung hinzuwirken. Der Bundesrechnungshof ist sich bewusst, dass eine IT-Lösung einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Während dieser Zeit sollten das BMF und die Länder eine IT-Übergangslösung in Erwägung ziehen. Dabei könnten die bereits von einigen Finanzämtern genutzten Programme zur Berechnung der Zinshöhe bundesweit eingesetzt werden.
Abt. Kreativer Widerstand gegen Abriss und teure Neubauten
Aktion für bezahlbaren Wohnraum in München: Die „Goldgrundimmobilien“ führt die angebliche „Unsanierbarkeit“ vor und bewegt die Stadt zum Handeln. Berichte dazu gibts z.B. hier oder hier. Ein Video gibts auch dazu:
Und dazu noch etwas Pausenmusik, „Wir können nur spekulieren! – Moop Mama featured by Die Große Goldgrund Stadtrundfahrt“:
Abt. Wahre Worte heute: Sibylle #Berg
Die Autorin Sibylle Berg »Über das Theater und seinen Wunsch, politisch zu sein«.
Was tut man nicht alles für die Kunst
Ein Jahr nach der Entscheidung, etwas Bekanntes zeitgemäß neu zu inszenieren, was ja immer auch eine krasse Provokation bedeutet, reisen die ungefähr 15 aktuellen Starregisseure von einem Theater zum anderen und schrubben nacheinander politische Inszenierungen der immer gleichen Autoren weg, die dem jeweils fast aktuellen außen- oder innenpolitischen Thema angepasst werden.
… und das ist eher noch der harmlosere Teil der Rede.
Abt. Realität toppt Satire
Was die Bremer „Die PARTEI“ im Wahlkampf noch plakatierte, wurde von der Realität offenbar schon lange überholt.
Abt. Definiere Armut, Tagesspiegel
Macht er doch. Ich glaube, jetzt geht die ganz grosse Debatte über Armut usw. los. Smiley.
Abt. Mehr Mitwirkung, weniger Hass
Wie kommt es dazu, dass sich soviel Hass entladen kann, wie in Hamburg zum G20-Gipfel? Demokratie und direkte Mitbestimmung dagegen sorgen für Zusammenhalt einer Gesellschaft:
1870: „Im Kanton St. Gallen brach, wie auch andernorts in der Deutschschweiz, ein Streit zwischen Anhängern der repräsentativen und der „reinen“ Demokratie aus. Letztere nannten sich Demokraten und traten für Bürgerversammlungen als Organ der Gesetzgebung ein.“
Die Berliner nun wieder: In #Friedrichshain befindet sich ein Obdachloser in einem Haus. #24hPolizei
In #Friedrichshain befindet sich ein Obdachloser in einem Haus. #24hPolizei
— PolizeiBerlinEinsatz (@PolizeiBerlin_E) June 23, 2017
#Lesetipp Heimat
Gastkommentar von Walter Leimgruber zum Thema Heimat in der „Alten Tante“ NZZ.
Leimgruber, Prof. für Kulturwissenschaft an der Uni Basel und Präsident der Eidg. Migrationskommission beginnt seine Ausführungen mit:
Globalisierung weckt Sehnsucht nach Heimat. Vorwärts in ein Idyll aus der Vergangenheit ist aber kein Weg, sozialer Wandel lässt sich nicht aufhalten.
und schliesst mit:
Wir müssen unsere Gesellschaft so bauen, dass sie möglichst vielen Menschen Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit gibt. Denn Heimat ist nicht vergangene Idylle, sondern Utopie, Zuversicht für die Zukunft.
Abt. Die Steuern für Unternehmer sind viel zu hoch
Der Deutsche Steuerflüchtling Klaus-Michael Kühne, Besitzer des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel mit Sitz im Kanton Schwyz, ist mit 10 Mrd USD Vermögen der drittreichste Immigrant in der Schweiz, so das neuste Ranking der chinesischen Hurun-Mediengruppe.
Abt. Starke Stimme. Remo Largo meldet sich mal wieder zu Wort:
Der Kinderarzt weist z.B. auf die Bedeutung eines stabilen Umfeldes für Kinder und Jugendliche hin, wenn man eine Radikalisierung verhindern möchte:
Was tun, wenn das Kind plötzlich mit der rechtsextremen Szene oder mit fundamentalistischen Islamisten liebäugelt?
Man meint oft, der Jugendliche sei verführt worden. Dass es überhaupt so weit kommt, liegt vor allem daran, dass er mit der eigenen Lebenssituation nicht klarkommt. Dann wird eine solche Radikalisierung zu einer Möglichkeit, dem eigenen Leben eine Bedeutung, ja selbst Sinn zu geben. Wenn die Gesellschaft Prävention betreiben will, muss sie dafür sorgen, dass Jugendliche gar nicht erst in eine solche Lebenssituation abrutschen.
Abt. R.I.P. Hans Rosling ist tot. Der Prof./Karolinska starb mit 68. Der Gapminder-Direktor/SWE war u.a. bekannt für Datamining und lebhafte, visuelle Präsentationen.
Zur Erinnerung an diesen aufgestellten, positiven Menschen, hier sein Ted-Vortrag:
Und dieser Vortrag hier geht eine Stunde, ist aber jede Minute wert.
Hans Rosling bezeichnet sich selbst nicht als Optimisten, sondern als Possibilist und er sagt am Ende des Vortrags: „Die Welt ist viel besser, als viele von Ihnen denken.“ Aber sehet selber:
Abt. #Denen es gut geht ginge es besser
Was der von mir hochgeschätzte Mani Matter aus Bern/CH einst dichtete:
dene wos guet geit
giengs besser
giengs dene besser
wos weniger guet geit
was aber nid geit
ohni dass’s dene
weniger guet geit
wos guet geit
drum geit weni
für dass es dene
besser geit
wos weniger guet geit
und drum geits o
dene nid besser
wos guet geit
gilt auch anderswo.
Habs mal ins Hochdeutsche übersetzt:
Denen es gut geht
ginge es besser
ginge es denen besser
denen es weniger gut geht
was aber nicht geht
ohne dass es denen
weniger gut geht
denen es gut geht
darum tut sich wenig
damit es denen
besser geht
denen es nicht so gut geht
und darum geht es auch
denen nicht besser
denen es gut geht
#Shame Die traurige Zahl des Tages: 1,7 Mio
Die Zahl der Kinder, die in Deutschland in Armut leben, stieg innert zehn Jahren um 200’000 auf 1,7 Millionen, so das Europäische Statistikamt Eurostat.