Frau Nahles und Bundesregierung: Befehl ausgeführt. Diskussion über Definition von Armut in Deutschland auf breiter Front eröffnet:
Der 2:30-Minuten-Shortie beginnt mit Rolf Rosenbrock. Das ist der Chef vom DPWV, der jüngst mit den aktuellen Zahlen zur Armut in Deutschland Wellen schlug, die bis in USA schwappten. Ministerin Nahles/SPD lässt sich aber nicht so einfach irgendwas hässliches in ihren Vorgarten stellen, und kritisiert den Armutsbegriff. Hat ihr der Gerd mit den Arbeitslosenzahlen schon vorgemacht. Das ZDF eilt Nahles nun zur Hilfe, und der Erklärbär von heute+ geht auch gleich in medias res:
ZDF: „Hier auf seiner Pressekonferenz in Berlin stellt Herr Rosenbrock vom Paritätischen Wohlfahrtsverband sein Jahresgutachten vor.“ Ich will pingelig sein: Wer „Herr Rosenbrock“ sagt, distanziert sich von ihm, stellt „seine“ Aussagen in Frage. Aber das ZDF kann noch mehr: „Viele deprimierende Zahlen, richtig krass.“ Als ob Rosenbrock ein dahergelaufener Rapper wäre, der irgendwie „vollkrass“ daherlabert.
Dann weiter, richtig sinnverdreht: Geht es in der Armutsdiskussion bislang darum, dass der Begriff an sich immer in Relation von Arm und Reich in Deutschland gebraucht wurde, bringt das ZDF Afrika ins Spiel. Der ZDF-Heini in gnadenloser Erhellung: „Armut ist relativ, das wird mir klar: Man kann nicht die Armut in Afrika mit der in Deutschland vergleichen.“ Heilandsack. Jetzt pfeiffts aus allen Löchern. Wer hat denn das vergleichen wollen? Welcher blöde Studentenspruch kann jetzt noch kommen?
Rosenbrock spricht von „Armut bedroht“, z.B. 60% der Erwerbslosen in Deuschland sind arm. Das ZDF: „Er spricht zwar von Armut, meint aber eigentlich das Armutsrisiko. Das ist nicht unbedingt das gleiche.“ Aha. Danke, ZDF. Da will (der feine) „Herr“ Rosenbrock wohl was herbeireden; und, der Erkläbär weiter: „Jetzt wird es schon kompliziert.“ Ach was? Dafür haben wir ja die Fachleute vom ZDF: „Wer unter 60% des mittleren Einkommens verfügt, fällt darunter“ und, klar, haben wir dafür Verständnis, aber – der ZDF-Quatschkopp kann doch noch schlimmer: „Studenten fallen auch darunter“. Was? Die armen Studenten! Keine Perspektive, Kinder an den Hacken, keine Ausbildung, zu alt für den Job, eben ranzelig. Jööööh
Die knallharte investigative Frage: „Studenten fallen auch unter die, die unter 60% des Durchschnittseinkommens verfügen, aber sind die deswegen arm?“ Wow. Jetzt wirds ganz ernst: “ Das viele Junge Leute studieren können, ist doch eigentlich ein Zeichen von Wohlstand!?“ Mir verschlägts die Sprache. „In der Statistik vergrössern sie die Gruppe der Armen.“ Also wer oder wieviele sind jetzt wirklich arm? Wir erfahren es nicht, aber was zaubert der Besserwisser jetzt noch aus dem Hut? Ahhh! „Unabhängig davon ((wovon?)) geht die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander.“ Nein! Wirklich? Das kann doch nicht wahr sein! In Deutschland? Wie kommt das denn?
Auch wenns mir schwerfällt, ich schreib weiter auf, was der Erklärbär spricht: „Klar, uns Deutschen (also dem Sprecher vom ZDF) geht es so gut wie noch nie, aber das ist denen ((nicht er, also den anderen)) doch egal, die jeden Tag schuften, überschuldet oder benachteiligt sind.“ ((Wer nimmt dem Bubi bitte die teure Lederjacke weg?)) „Es geht um den sozialen Zusammenhalt. Statistik hin oder her.“ Aha. Darum gehts. Er meint, man soll ihm seine teure Lederjacke nicht wegnehmen.
Er hat schliesslich auch Gefühl. Ja, dem heute+Erklärbär ist zum Schluss nochmal klar geworden: „Armut ist überall schlecht, egal wo auf der Welt.“ Ach was, komm jetzt. Echt?