Jüngst echauffierte sich bei mir ein junger Mann, dass er als gebürtiger Bremer mit türkischen Wurzeln und Vollbart immer noch schräg angesehen und diskriminiert werde. Das nerve ihn enorm. Er könne besser Deutsch als Türkisch, in der Türkei sei er „Der Deutsche“, in Deutschland „Der Türke“. Der Klassiker eben. Wie der Strand: Nicht Meer, nicht Land.
Die Hetze gegen Islamisten hat eben auch viele Kollateralschäden, wie etwa die Ausgrenzung und Diskriminierung arabisch oder nordafrikanisch aussehender Menschen. Deren Benachteiligung und Vorverurteilung frustet und führt nicht selten zu Trotzverhalten, Motto: Wenn ich eh schon wie ein Krimineller oder sonstwas behandelt werde, dann werde ich auch einer, spielt ja eh keine Rolle. Banal, aber real.
Der junge Mann machte auch seinen Vollbart für einen Teil der schiefen Blicke verantwortlich. Dabei hätten die meisten Teutonen gar keine Ahnung, denn so ein waschechter Islamist habe zwar oft Fuseln im Gesicht, doch nie über der Oberlippe. Da muss er nämlich doch dann mit dem Messer ran, weil sonst unrein usw.
Nordis.ch Service: Merksatz: Ein echter Hippsterbart unterscheidet sich vom Islamisten-Fuselbart zumindest durch den vorhandenen Oberlippenbart.
Aber: Es geht um das Verhalten der Täter, nicht um das Aussehen“, meint der Bremer Professor Dietmar Heubrock, zumindest lässt er sich so in der jüngsten Welt am Sonntag zitieren. In dem Interview geht es um Heubrocks Forschungen zum Verhalten von Attentätern. Bereits 2009 kam er zu dem Schluss, dass sich Selbstmordattentäter „auffällig unauffällig“ verhalten. Hört sich spassig an, ist es aber nur bedingt: Bei der Auswertung von Videos stellten die Forscher fest, dass sich die Attentäter in einer Menschenmasse auffallend wenig bewegten, zudem machten sie auffällige nervöse Bewegungen, wie alle paar Sekunden eine Wasserflasche an den Hals halten ohne zu trinken. Weil die Täter vor der Tat nicht auffallen wollten, fallen sie eben doch auf. Gesinnung und Geschlecht spielen hier übrigens für einmal keine Rolle.
Welt am Sonntag: Und wie sieht der typische Attentäter aus?
Heubrock: Da haben viele Menschen falsche Vorstellungen. Das Bild – jung, bärtig, arabisch, mit Gebetskette, vor sich hin murmelnd – hält sich hartnäckig, ist aber falsch. Tatsächlich steht ja im Koran, man solle frisch rasiert, gut riechend und in feinen Kleidern „in den Tod übertreten“. Einen Rucksack tragen heute natürlich alle, das ist nichts Besonderes mehr.
Im weiteren erklärt Heubrock noch, dass schwer bewaffnete Polizisten in der Öffentlichkeit sicherheitsmässig gar nichts bringen. „Diese Symbole sollen dem Bürger ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, aber es ist eine reine Showveranstaltung.“ Hallo, Herr Mäurer, hören Sie? Ihre Terrorshow ersparen Sie uns dann bitte in Zukunft, ja?
Nordis.ch Merksatz 2: Sicherheitspolitik nach dem Motto „Reim dich oder ich schlag dich“ ist Wasser auf die Mühlen der Hassprediger und vergiftet die Stimmung im Volk.
Nachher rasiert sich mein lieber Türke noch den Oberlippenbart ab…