Die Hansestadt Bremen, ist das kleinste und ärmste Bundesland, jeder 4. Einwohner ist arm, davon hatten wir es „hier“ schon mal. Aber Bremen ist nicht überall Schlusslicht, denn was die Steuerhinterziehung der Reichen in dieser Stadt angeht, da liegt Bremen über dem Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer.
Steuerhinterziehung im grossen Stil mit Nummernkonto o.ä. wird nur publik, wenn sich die Delinquenten selber anzeigen. Allein zwischen Februar 2012 und Dezember 2014 zeigten sich 765 Bremer an, 2014 nimmt Bremen immerhin 20 Mio EUR durch Nachzahlungen wegen Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern ein.
2012: 42 Selbstanzeigen 3 Mio EUR Nachzahlungen = 71’000 EUR/Fall
2013: 181 Anzeigen, 12,5 Mio EUR wurden nachgezahlt = 69’000 EUR/Fall
2014: 380 Steuersünder zahlen über 20 Mio EUR nach = 52’000 EUR/Fall
Von Februar 2010 bis Ende 2013 gab es 385 Selbstanzeigen, so der Bremer Senat. Zusammen mit den 380 Anzeigen 2014 sind es in diesen 59 Monaten 765 Selbstanzeigen. Auffällig ist, dass die Summe/Fall von Jahr zu Jahr abnimmt; wobei nicht im Detail bekannt ist, wie hoch die Summen in den einzelnen Fälle waren und am Ende kann ein einziger „Hoeneß“ die ganze Statistik durcheinander bringen.
Bei den Bundesländern West liegt Bremen – als kleinstes Bundesland mit 550’000 Einwohnern wenig verwunderlich – auf dem letzten Platz, was die totalen Zahlen angeht.
Wenn man aber den Anteil der Steueranzeigen an der Bevölkerung ansieht, liegt Bremen 2013 über dem Durchschnitt:
Selbstanzeigen 2013
- Deutschland 0,029%
- Bremen 0,033%
- Hamburg 0,037%
- Rheinland-Pfalz 0,081%
Ende 2014 wurden die Steuerberater überrannt von Steuerhinterziehern, die noch schnell vor der erwarteten Verschärfung der Strafen eine Selbstanzeige durchziehen wollten. 2014 katapultierte sich Bremen damit bundesweit in die Topliga; 380 Personen, resp. 0,069% der Bevölkerung zeigten sich an, bundesweit waren es – gemäss vorläufigen Zahlen – nur 0,047%.
Die reichen Bremer horten ihr Geld also gerne im Ausland, verheimlichen ihr wahres Vermögen und pokern hoch. Erst 2014 schnellte die Zahl der Selbstanzeigen deutlich an und lag dann auch gleich weit über dem Bundesdurchschnitt – prozentual gesehen. Von der Verschärfung der Kundenrichtlinien bei den Schweizer Banken sowie vom Hoeneß-Effekt war ganz Deutschland betroffen, daran kann es also nicht liegen.
Noch erstaunlicher wird es wenn man liest, dass 1/4 der Bremer arm sind; also der Teil der Leute, die nicht arm sind und Schwarzgeld horten, im Bundesdurchschnitt noch grösser ausfällt, weil kaum irgendwo anders gibt es so viele Arme.
Mal sehen, wem wir demnächst diese Fragen stellen:
Warum sind die Reichen im ärmsten aller Bundesländer so knauserig, was das Steuerzahlen angeht?
Sind sie unzufrieden mit der Politik, dem Staat, dessen Ausgabenpolitik?
Was ist ihr Problem, dass sie sich so ungeniert in die Ecke der Profiteure stellen?
Ist das Bremer Finanzamt schon so zahnlos, dass es Steuerhinterziehung im grossen Stil gar nicht ahndet?
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