Gib, was du kannst!Bei GiB (Gemeinsam in Bremen) kann sich jede*r einbringen und das Zusammenleben in der Stadt mitgestalten. Hier helfen Bremer*innen Flüchtlingen und Flüchtlinge helfen Bremer*innen.
Gute Aktion!
Na, das läuft ja wie geschmiert: Um den notorisch klammen Staatsbeutel zu füllen, will die Koalition die Mieten für alle via Grundsteuer anheben und die Hundesteuer erhöhen.
Man habe sich auch auf die Vertiefung der Weser geeinigt und auf den Bau eines Offshore-Hafen OTB festgelegt, letzterer solle „nicht mehr als 180 Mio EUR“ kosten. Ein Pappenstiel, er findet aber offenbar in der Windkraft-Branche, für die der Port gebaut werden soll, so gar keine Fans, wenn man dem Weser-Kurier glauben darf. „Seit Kurzem gibt es keine private Firma mehr, die den OTB am Laufen halten möchte.“ Vielleicht reicht ja für den Bau auch einfach der Wille der Bauenden aus. Ist schliesslich ein schöner grosser Bauauftrag. Aber die Koalition will den Port unbedingt.
Ansonsten soll der Lehrermangel irgendwie reduziert und die Feuerwehr besser finanziert werden.
Zudem soll es mehr Polizisten geben und 2-3 neue Verfassungsschützer will sich das Land leisten, man hat sich schliesslich den Titel „Hochburg der Salafisten“ nicht umsonst sondern mit einem grossen Terroralarm erarbeitet. Zusammen mit den 10-11 neuen Mitarbeitern vom Bundesverfassungsschutz für Bremen wird das Schnüffelwesen also kräftig ausgebaut.
Weil es immer etwas undurchsichtig ist, wer für wen wo arbeitet, hier noch ein Gesetzesauszug zum Verfassungsschutz. Der Bund wie auch das Land Bremen dürfen die Verfassung im Lande Bremen schützen:
§ 5 Abgrenzung der Zuständigkeiten der Verfassungsschutzbehörden
(1) Die Landesbehörden für Verfassungsschutz sammeln Informationen, Auskünfte, Nachrichten und Unterlagen zur Erfüllung ihrer Aufgaben, werten sie aus und übermitteln sie dem Bundesamt für Verfassungsschutz und den Landesbehörden für Verfassungsschutz, soweit es für deren Aufgabenerfüllung erforderlich ist.(2) Das Bundesamt für Verfassungsschutz darf in einem Lande im Benehmen mit der Landesbehörde für Verfassungsschutz Informationen, Auskünfte, Nachrichten und Unterlagen im Sinne des § 3 sammeln. Bei Bestrebungen und Tätigkeiten im Sinne des § 3 Abs. 1 Nr. 1 bis 4 ist Voraussetzung, daß
- 1.
sie sich ganz oder teilweise gegen den Bund richten,- 2.
sie sich über den Bereich eines Landes hinaus erstrecken,- 3.
sie auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland berühren oder- 4.
eine Landesbehörde für Verfassungsschutz das Bundesamt für Verfassungsschutz um ein Tätigwerden ersucht.Das Benehmen kann für eine Reihe gleichgelagerter Fälle hergestellt werden.
(3) Das Bundesamt für Verfassungsschutz unterrichtet die Landesbehörden für Verfassungsschutz über alle Unterlagen, deren Kenntnis für das Land zum Zwecke des Verfassungsschutzes erforderlich ist.
Jetzt zur Frage des Tages:
Zaghaftes Angehen des Lehrermangels, höhere Mieten, Ausbau der Überwachung durch Polizei und Verfassungsschutz, Vertiefung der Weser und Bau eines Grossprojektes: Welche Parteien verhandeln die Koalition?
Schliessen wir uns an!
I ❤️ Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack e.V. http://t.co/dvuRYsmHy5
— Jan Böhmermann (@janboehm) June 24, 2015
Ich: „Oh, erst 8 Uhr abends und die Toiletten sind schon zu?
Er: „Früher waren die immerhin bis 22 Uhr geöffnet. Seit da letztens alles kurz und klein geschlagen wurde, machen die die schon um 20 Uhr zu. Nochmal zahlt das Sportamt nicht die 15’000 Euro für die Reparatur.“
Ich: „Schade, sind doch noch soviel Leute hier. Müssen die jetzt alle ins Gebüsch machen?“
Er: „Jo.“
Die Überreaktion des Staates auf seine systematische Schwächung durch die Neolibs kostet uns den letzten Rest an Freiheit.
— Guenter Hack (@guenterhack) May 20, 2015
Als Zugewanderter interessiert man sich ja für das, was die Stadt bewegt, und nachdem Jan Böhmermann und andere Recken der Stadt sich gegen Gentrifizierung und für Kultur und das Ausgehviertel stark machten, war ich neugierig. Der olle und politisch auf Abwegen wandernde Sänger von „Gotthard“, Chris von Rohr, schuf mit „Meh Dräck“ ein geflügeltes Wort in der Schweiz. Gentrifizierung und Ausgehlärm kenn ich auch aus Basel und Zürich; in beiden Städten haben wir unser Büro grad im schmuddeligsten Quartier der Stadt/gehabt. Also nix wie hin.
Der Weser Kurier hat geladen und das tolle, altehrwürdige Kino „Schauburg“ im Viertel war voll. Auf dem Podium vertreten waren: Justiz, Gastronomie, Verwaltung, Kultur und Politik. Anwohneranwalt Andreas Reich, Sönke Busch von der Initiative „Kulturschutzgebiet Viertel“, Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz, Bausenator Joachim Lohse, Ortsamtsleiterin Hellena Harttung und der Wirt vom Weisskohl.
Im Publikum alteingesessene Anwohnerschaft, soweit sie sich zu erkennen gab.
Es lief eigentlich alles recht gesittet ab, das Publikum durfte mitreden und das tat es recht gekonnt. Eher so die Abteilung pensionierte Lehrer. So ganz erschloss sich mir das Problem trotz adäquater Ausdrucksweise nicht, und auch die Anwesenden waren sich irgendwie nicht einig.
Kultur Ja, Miteinander Ja, Respekt vorm Anderen und dem Anwohner Ja, Recht auf Party naJa… Aber ist eine Sauf- und Fressmeile noch Kultur? Haben die Besucher eine schechte Kinderstube? Kommen her, um die Sau raus zu lassen. Und überhaupt, früher war alles… nein! Früher gabs offene Drogenszene, Prostitution, also, so schlecht ist es heute auch nicht. Aber die ganzen Telefonläden und Friseurläden? In Basel heisst das übrigens Klybeckstrasse, in Zürich Langstrasse, wer sich mal dahin verirrt…
Im Kern scheint es darum zu gehen, dass eine Disco Donnerstagnacht bis morgens um 6 geöffnet hat und dass einige Anwohner nicht ruhig schlafen können. Ansonsten sei das Viertel oft überfüllt, Strassencafés nehmen auf dem Trottoir zu viel Platz weg und das frei flukturierende Publikum säuft sich den steigenden Alkoholpegel nicht in den Kneipen an, sondern auf der Strasse mit Stoff aus Kiosken und Supermärkten, die hierzulande ja locker bis Mitternacht aufhaben dürfen. Deren Preisgestaltung kommt dem kargen Studentenbudget eben eher entgegen als das der Kneipen/Discos. Anders als die Gastronomie, haben die Märkte ihr Geschäft gemacht, wenn der Alk verkauft ist; Abfallbeseitigung oder Depot- Pfandrücknahme sind ja nicht so die Umsatzträger.
Ich wage mal die steile Behauptung, dass sich das Partyvolk auch lieber bedienen lassen würde, wenn es die Kohle dazu hätte. Apropos Geld: Die Mieten seien massiv angestiegen, die Gastronomen müssten eben auch ihre Kohle machen, zeigten einige Verständnis für den andererseits kritisierten Kommerz.
Jedenfalls erschloss sich mir auf dieser Veranstaltung nicht das eigentliche Problem. Eigentlich soweit alles normal. Die Supermärkte und Kioske wurden offenbar schon angesprochen, sie sollen sich um die Beseitigung „ihres“ Mülls kümmern, der Vorschlag, Leergut-Sammelstellen einzurichten ist sicher nicht dumm und vielleicht wäre – mein Vorschlag – auch das ein oder andere frei zugängliche Pissoir hilfreich. Aber es würde auch helfen, die Mindestlöhne anzuheben, mehr Geld unters Partyvolk zu bringen, auf das die Konsumenten Geld haben, in Kneipen zu trinken und zu essen und die Gastronomie die Einnahmen hat, deren Abfälle zu entsorgen, und die Mitarbeiter auch gutes Geld verdienen was sie dann wieder ausgeben…
Oh, die Deutsche Bank am Telefon, Mindestlohn wird verschoben…
Die Videos zu Bremen lebt:
Mit grossem Trara lanciert das ZDF seine Ersatzsendung für „heute nacht“. Fortan soll „heute+“ „den Nachrichtentag hintergründiger und meinungsbetonter unter die Lupe“ nehmen.
Mir ist ja schon am 28. April ein Beitrag vom heute+ Erklärbär gegen den Strich gegangen. Trotzdem wünscht nordis.ch viel Erfolg.
Nestlé-Chef Brabeck gab ja im letzten Jahr Rätsel auf, weil er mit einem tiefroten Auge vor die Presse trat. Mittlerweile heisst es, er habe Krebs gehabt und diesen besiegt. Ist es eine Nebenwirkung der Medis oder gar eine Tourette-Erkrankung, die ihn plötzlich offen sprechen lässt?
Jedenfalls lässt er die Maske fallen. Mehr zum Thema:
und hier.
By the way, auch Bremen hat gewisse Probleme mit Wasser, denn Verden, wo Bremen das Grundwasser abpumpt, überlegt, künftig Bremen nicht mehr unendlich mit Wasser zu versorgen, so dass HB gezwungen wäre, neue Quellen, wie etwa das Weserwasser anzuzapfen.
Das kostet aber deutlich mehr als bisher. Jährlich fliessen 9 Millionen Kubikmeter Wasser, das sind etwa 90 Mio Badewannenfüllungen, von Verden nach Bremen. Verden führt an, dass durch die langjährige Abpumperei der Grundwasserpegel im Holtumer Moor um bis zu 9m gesunken sei und in der Folge kleine Gewässer trocken gefallen seien und die Halse kaum noch Wasser führe.
Lesen Sie demnächst: Wer sackt sich eigentlich den Mehrwert ein, den Bremen durch die billige Grundwasserabpumperei einstreicht, weil das Wasser zu bundesweiten Top-Preisen von 1,98 EUR/Kubikmeter (Bundesdurchschnitt 2013: 1,69 EUR, Niedersachsen: 1,16 EUR) verkauft wird? Sind das Mondpreise? Wieso ist das Wasser in HB so teuer wie an den Orten, an denen die Trinkwasserproduktion deutlich teurer ist? Oder wird das überschüssige Geld investiert oder womöglich zurückgelegt, um für neue Entwicklungen bereit zu sein? Was den verantwortungsvollen Umgang mit den Schätzen dieser Erde angeht, zumindest aus finanzieller Sicht, ist Norwegen mit seinem Staatsfonds erwähnenswert. Norwegen ist die globale Nummer 14 unter den Ölfördernationen und hat im Staatsfonds mittlerweile über 780 Mrd EUR für die Zukunft ohne Öl angehäuft. OK, das ist ’ne andere Abteilung, aber das Prinzip stimmt. Wenn Bremen also 9 Mio Kubikmeter/p.a. importiert, die dann zu rund 18 Mio EUR verkauft, dann darf man fragen, wie teuer sind Produktion/Unterhalt, was bekommt Verden, etcetatatata. Und was passiert mit einem Überschuss?
Wasserexperte Kamer erklärt, dass in Ballungszentren wie Rhein/Ruhr, Berlin oder Köln die Wasserproduktion deutlich teurer sei, ähnliche Produktionsmethoden aber auch für HB möglich wären:
„Wir hätten hier aber erheblich höhere Aufwände verglichen mit dem jetzigen Zustand. Denken Sie allein an die aufwendigere Aufbereitung des Weserwassers gegenüber Grundwasser. Die noch hohen Salzkonzentrationen in der Weser werden hier Verfahren erforderlich machen, die für die Grundwasseraufbereitung nicht nötig sind. Außerdem wird eine Desinfektion des Trinkwassers erforderlich werden.“
Das klären wir dann ab. Vielleicht erklären sich die im Vergleich zu Niedersachsen fast doppelt so hohen Preise, weil die wesernetz GmbH das Wasser einfach bei Nestlé einkauft?
Frau Nahles und Bundesregierung: Befehl ausgeführt. Diskussion über Definition von Armut in Deutschland auf breiter Front eröffnet:
Der 2:30-Minuten-Shortie beginnt mit Rolf Rosenbrock. Das ist der Chef vom DPWV, der jüngst mit den aktuellen Zahlen zur Armut in Deutschland Wellen schlug, die bis in USA schwappten. Ministerin Nahles/SPD lässt sich aber nicht so einfach irgendwas hässliches in ihren Vorgarten stellen, und kritisiert den Armutsbegriff. Hat ihr der Gerd mit den Arbeitslosenzahlen schon vorgemacht. Das ZDF eilt Nahles nun zur Hilfe, und der Erklärbär von heute+ geht auch gleich in medias res:
ZDF: „Hier auf seiner Pressekonferenz in Berlin stellt Herr Rosenbrock vom Paritätischen Wohlfahrtsverband sein Jahresgutachten vor.“ Ich will pingelig sein: Wer „Herr Rosenbrock“ sagt, distanziert sich von ihm, stellt „seine“ Aussagen in Frage. Aber das ZDF kann noch mehr: „Viele deprimierende Zahlen, richtig krass.“ Als ob Rosenbrock ein dahergelaufener Rapper wäre, der irgendwie „vollkrass“ daherlabert.
Dann weiter, richtig sinnverdreht: Geht es in der Armutsdiskussion bislang darum, dass der Begriff an sich immer in Relation von Arm und Reich in Deutschland gebraucht wurde, bringt das ZDF Afrika ins Spiel. Der ZDF-Heini in gnadenloser Erhellung: „Armut ist relativ, das wird mir klar: Man kann nicht die Armut in Afrika mit der in Deutschland vergleichen.“ Heilandsack. Jetzt pfeiffts aus allen Löchern. Wer hat denn das vergleichen wollen? Welcher blöde Studentenspruch kann jetzt noch kommen?
Rosenbrock spricht von „Armut bedroht“, z.B. 60% der Erwerbslosen in Deuschland sind arm. Das ZDF: „Er spricht zwar von Armut, meint aber eigentlich das Armutsrisiko. Das ist nicht unbedingt das gleiche.“ Aha. Danke, ZDF. Da will (der feine) „Herr“ Rosenbrock wohl was herbeireden; und, der Erkläbär weiter: „Jetzt wird es schon kompliziert.“ Ach was? Dafür haben wir ja die Fachleute vom ZDF: „Wer unter 60% des mittleren Einkommens verfügt, fällt darunter“ und, klar, haben wir dafür Verständnis, aber – der ZDF-Quatschkopp kann doch noch schlimmer: „Studenten fallen auch darunter“. Was? Die armen Studenten! Keine Perspektive, Kinder an den Hacken, keine Ausbildung, zu alt für den Job, eben ranzelig. Jööööh
Die knallharte investigative Frage: „Studenten fallen auch unter die, die unter 60% des Durchschnittseinkommens verfügen, aber sind die deswegen arm?“ Wow. Jetzt wirds ganz ernst: “ Das viele Junge Leute studieren können, ist doch eigentlich ein Zeichen von Wohlstand!?“ Mir verschlägts die Sprache. „In der Statistik vergrössern sie die Gruppe der Armen.“ Also wer oder wieviele sind jetzt wirklich arm? Wir erfahren es nicht, aber was zaubert der Besserwisser jetzt noch aus dem Hut? Ahhh! „Unabhängig davon ((wovon?)) geht die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander.“ Nein! Wirklich? Das kann doch nicht wahr sein! In Deutschland? Wie kommt das denn?
Auch wenns mir schwerfällt, ich schreib weiter auf, was der Erklärbär spricht: „Klar, uns Deutschen (also dem Sprecher vom ZDF) geht es so gut wie noch nie, aber das ist denen ((nicht er, also den anderen)) doch egal, die jeden Tag schuften, überschuldet oder benachteiligt sind.“ ((Wer nimmt dem Bubi bitte die teure Lederjacke weg?)) „Es geht um den sozialen Zusammenhalt. Statistik hin oder her.“ Aha. Darum gehts. Er meint, man soll ihm seine teure Lederjacke nicht wegnehmen.
Er hat schliesslich auch Gefühl. Ja, dem heute+Erklärbär ist zum Schluss nochmal klar geworden: „Armut ist überall schlecht, egal wo auf der Welt.“ Ach was, komm jetzt. Echt?
Jan Böhmermann ist eine zierliche Pflanze, die es zu hegen und pflegen gilt. Z.B. gab er anfangs Jahr ein Interview zum Thema dies und das, u.a. ging es um die Anschläge in Paris und so weiter. Er war wieder mal in Höchstform und zirkelte in einem Stück davon: „Ich bin Bremer und Bremen ist ein sozialdemokratisches Land und … ich würd‘ sagen, das ist ein Versagen der Sozialarbeiter. Wenn zwei Leute, die so alt sind wie ich, sich so abgehängt fühlen von der Gesellschaft, obwohl sie in Frankreich geboren wurden, und sich so wenig als Teil einer Gesellschaft, die ja alles zulässt, die Religionsfreiheit gewährt und freie Rede… und die Möglichkeit zur freien Entfaltung… Wenn eine Gesellschaft Leute produziert, die sich so abgehängt fühlen, das sie derartige Dinge begehen mit einer derartigen Kaltblütigkeit, dann ist das in erster Linie kein Anschlag auf die Pressefreiheit, sondern ein Anschlag auf die ganze Gesellschaft.“
Danach erklärt er, dass er Religion ablehnt, ich übrigens auch. Egal, dass die Leute glauben, kann man ihnen nicht nehmen. Islam, Christentum oder Judentum zu kritisieren ist ihm zu platt, er, Böhmermann konzentriere sich auf Phänomene: „Das Leute, die alle ArGe-Seminare ((heissen die so?)) durchgemacht haben, und keine Chancen aufm deutschen Arbeitsmarkt haben sich einfach ne Kalaschnikow schnappen und nach Syrien gehen. Ob man z.B. die Reisekosten evtl. vom Staat bezahlen lassen kann?…“
Im Tagesanzeiger/Zürich erschien gestern ein bemerkenswertes Essay von Jonas Lüscher über Politik und Populisten, den Unterschied zwischen Ängsten und Furcht und warum die Politiker Furcht sehrwohl ernst nehmen sollten, die Ängste des Volkes aber eben nicht. Denn wer dem Volk die Ängste pauschal abnimmt, nimmt ihnen auch die Pflicht zur Empathie ab und entmündigt die Bürger. Nur wer Ängste konkret vorbringen und belegen muss, der setzt sich damit auch wirklich auseinander. Und erst dann können Ängste wie z.B. vor Überfremdung als das entlarvt werden, was sie sind, nämlich z.B. Xenophobie, also Angst vor dem Fremden an sich.
Aber lest selber:
Die Zeit greift lobenswerter Weise das Thema der Neudefinition des Armutsbegriffs auf, aber nicht ohne die Leserschaft erst einmal darauf hinzuweisen, dass der Begriff der „relativen Armut“ nur angibt, „um wie viel sich die untersten Einkommen von den anderen Einkommensgruppen unterscheiden“. Genau genommen bildet die „relative Armut“ also lediglich die Ungleichverteilung in der Gesellschaft ab. Kritiker bemängeln, dass sich die Relationen bei steigenden Einkommen verändern würden, allerdings ändert sich die prekäre Situation vieler Menschen relativ gesehen nicht, weil mit den Einkommen gewöhnlich ja auch die allgemeinen Kosten angehoben werden.
Die relative Armut zeigt also an, wie das Verhältnis der Einkommen zueinander ist. OK. Die Lehre und auch der Paritätische Wohlfahrtsverband sagt, das wer weniger als 60% des mittleren Einkommens zur Verfügung hat, das der „von Armut bedroht“ ist.
Armut hört sich natürlich echt nicht schön an, vor allem, wenn sie solche Ausmasse annimmt wie in Bremen, wo mittlerweile jeder Vierte (sic!) (in Bayern nur jeder 8.) davon betroffen ist und sogar schon die Washington Post darüber berichtet.
Von Seiten der Regierung resp. von Frau Nahles/SPD gibt es nun Bestrebungen, den Begriff der Armut neu zu definieren. Böse Zungen behaupten, wenn man schon die Armut nicht in den Griff bekommt, dann kann man sie ja einfach neu definieren. Den Vorwurf des geplanten Etikettenschwindels kann Frau Nahles nicht wirklich entkräften. Am Begriff der „relativen Armut“ kann man nämlich wenig kritisieren, ausser der Unschärfe des Begriffs, aber die liegt nunmal in der Natur jeder Statistik. Dass die SPD mit der Umdefininierung der Arbeitslosigkeit schon erfolgreich ähnliche Wege gegangen ist, stellt Nahles Absicht in kein besseres Licht.
Liebe Bremer, ich meine jetzt jeden 1., 2. und 3. Einwohner, lasst euch sagen, für den 4. im Bunde ist es egal, dass er nicht verhungert, so schlecht geht es ihm/ihr nicht; aber es beschämt ihn einfach, dass er soviel weniger hat als ihr 1-3. Und, ja, es macht ihn sicher auch ein bisschen neidisch. Aber wisst ihr, was das Schlimmste ist? Um zu euch 1-3 aufzusteigen, bietet Nr.4 seine/ihre Dienste oftmals hinter dem Rücken der Hartz4-Behörden zu Hungerlöhnen an, und wisst ihr auch wo? Natürlich wisst ihr das: Gleich und direkt auf der Webseite eurer Heimatstadt, nämlich auf bremen.de. Schon praktisch oder? So quasi eine echte Topdomain. Irgendwie hat man sogar das Gefühl, dass, wenn sich die Prekären sogar auf der höchst offiziellen Webseite feil bieten, dass das irgendwie auch seine Richtigkeit hat, oder?
Hier und da wird sogar behauptet, als echter Bremer Hanseat hätte man das im Blut:
(hier kommt ein Foto mit de Negers im Hauptbahnhof hin.)
Über die auf Bremen.de platzierten Texte liesse sich auch ein Buch schreiben; wem das noch zum Lebensglück fehlt, dieser Tipp war gratis.
Vielleicht leistet die „weibliche Person“ dem Alex ja auch noch etwas Deutsch-Unterricht.
So, jetzt gehts los. Ich glaub‘, ich seh‘ schon was:
Die Schulkinder werden während der Sonnenfinsternis eingesperrt, damit sie nicht in die Sonne gucken. Vielleicht hätte man ja auch den Wissensdrang und die natürliche Neugier der Kinder aufgreifen können und mit ihnen im Vorfeld eine „Camera Obscura“ bauen können, um die Sonnenfinsternisbeobachten heute dann zur besten Schulzeit beobachten zu können…
Ob es Zufall ist, dass es ausgerechnet Frauen sind, die sich in die Höhle des Löwens begeben haben? Z.B. Mo Asumang, die sich in ihrem Film „Die Arier“ auf freundlichste Weise mit Neonazis und KluKlux-Clan-Leuten unterhielt und dabei Erstaunliches zu Tage brachte, u.a. das der Iran das Land der Arier ist und dass die Nazis sich genausogut Indianer hätten nennen können. Zumindest hätten sie mit denen gleichviel resp. wenig gemein. Sie tourt übrigens mit ihrem Film und einem Nazi-Aussteiger durch die Schulen.
Bei Pelzig (Min 51.) erzählt sie: „Die Leute werden auch unglücklich gehalten, bei den Nazis, beim Klu-Klux-Clan und auch beim IS, da funktioniert das genauso.“ Und: „Rassismus ist ein Geschäft!“.
Sie geht heute aktiv auf Nazis zu, fragt: „Du hast Probleme, und schiebst Deine Probleme weg auf andere? Interessant.“
Oder Beate Krafft-Schöning, die sich intensiv mit der Grossfamilie Miri in Bremen beschäftigte und in ihrem Buch ein deutlich differenzierteres Bild über die weitgestreute Familie entwarf als z.B. der Tatort, der mithalf, das landläufige Vorurteil einer mafiösen Familie zu zementieren.
Gemäss ihrem Blog versucht sie auch die tendenziöse Berichterstattung im Fall „Bremer Terroralarm“ zu korrigieren; sie schreibt dort z.B. dass der des Waffenhandels verdächtige Libanese aus Bremen-Nord so rein gar nichts mit dem Miri-Clan zu tun habe, was aber die Berichte u.a. von Radio Bremen suggerierten. Sie verlangte eine Richtigstellung. Chapeau!
All die Polit-Cowboys sollten sich ein Beispiel an den Frauen nehmen und auf die kritisierten Menschen zugehen, statt sie mit Repression und Ausgrenzung noch weiter in die Enge zu treiben.
Dass die Nazis ihren Nachwuchs rekrutieren können, dass die Migranten ihr Heil in der Illegalität oder Fanatismus suchen, liegt nicht zuletzt an sozialer Ungerechtigkeit, und die ist in Bremen so gross wie kaum anderswo.
Statt sich zehn neue Stellen für den Verfassungsschutz an Land zu ziehen wäre es effektiver gewesen, die 4,5 Mio EUR an nicht verbrauchten Bundesgeldern aus dem „Eingliederungsbudget“ wieder aus Bremen nicht wieder abfliessen zu lassen. Oder sich intensiver auf die Suche nach Steuerhinterziehern zu machen. Da ist HB nämlich auch ganz vorne mit dabei.
Wenn es in der schönen Hansestadt 300 Salafisten gibt, wie es gestern auf der Pressekonferenz zum Terroralarm hiess, und von den 300 jeder 6. gewaltbereit ist, dann wären das 50 gewaltbereite Radikale. Darf man von den 50 noch die 24 abziehen, die ihre Gewaltbereitschaft in Syrien bei der IS demonstrieren, resp. demonstrierten, weil drei sind bereits tot und 4 kamen geläutert wieder zurück.
Dann bleiben noch 26 gewaltbereite Radikalinskis, wobei „gewaltbereit“ ein grosses Wort ist und von denen nicht eine tatsächliche Gefahr ausgehen muss. Zumal die Inkriminierten auf der Suche nach Waffen offenbar auf einen Libanesen zurückgreifen müssen, der wahrscheinlich noch nicht mal selber Salafist ist und einfach nur das grosse Geld roch?
Und ansonsten gilt auch hier, ein Überwachungsapparat, der mit so grossem Aufwand betrieben wird, Moscheen, islam. Zentren überwacht und div. Personen observiert, der muss auch ab und an mal Erfolge melden. Manchmal wird sowas auch zur „self-fulfilling prophecy“. Die Täter von Paris und Kopenhagen waren allesamt Menschen aus der Region, Einzeltäter die sich wahrscheinlich ihre Minderwertigkeitsgefühle durch religiösen Grössenwahn auszutreiben versuchten, dabei von geistigen Brandstiftern gestützt wurden und am Ende Grausamkeiten begangen, die letztlich auch die ausgeklügelste Überwachung nicht verhindern konnte.
Klar, ich will auch keine säbelschwingenden Halbstarken in meiner Nähe wissen, aber eins muss klar sein: Das, was diese jungen Männer in die Radikalität treibt, ist letztlich das Gefühl, nicht zu uns zu gehören, obwohl sie hier aufgewachsen sind, unsere Sprache sprechen und mit und für uns arbeiten. Dieser Hass gegen die Gesellschaft ist es, den die Bauernfänger von der IS schüren wollen, und den es zu bekämpfen gibt.
Dass es in Bremen eine grosse soziale Ungleichheit gibt, jeder 4. ist arm, dass Kinder, Jugend, Bildung und das öffentliche System insgesamt vernachlässigt werden, schafft nur noch mehr Konfliktpotential. Da muss man ansetzen, die Gesellschaft muss auch untereinander solidarisch sein, die Kluft arm/reich überwinden.
Fragt nicht, was Bildung kostet, fragt lieber, was keine Bildung kostet!
Vivat! Es lebe die Freiheit, die Gleichheit und die Geschwisterlichkeit! Es lebe die Aufklärung!